Small is beautiful
Ich erinnere mich an eine Zeit, da hat man sich in der IT-Welt regelrecht mit riesigen Projekten hochgeschaukelt, sich und seinen Erfolg daran gemessen. Projektleiter dachten, sie könnten sich einen Namen machen, indem sie grosse Projekte annahmen und leiteten.
Hatte man ein kleines Vorhaben, so wurden so lange weitere Funktionalitäten hinzugefügt, bis auch dies zu einem Millionen-Projekt wurde. Finanzverantwortliche sprachen enorme Summen für Projekte, die sie unmöglich überblicken konnten. Diese wurden gestartet und allzu oft in den Sand gesetzt.
Wir kannten riesige Projektmanagement-Maschinerien, die sicherstellen sollten, dass die definierte Funktionalität innerhalb der definierten Zeit und dem definierten Budget umgesetzt wurde. Um ein Monitoring überhaupt zu ermöglichen, wurden Metriken abstrahiert. Diese Metriken spiegelten leider allzu oft nicht den wirklichen Fortschritt wider und erst zu Ende des Projektes stellte man fest, was man alles vergessen hatte zu planen und zu überwachen. Selbst Projekte, die gemäss Definition erfolgreich waren, also innerhalb von Zeit und Budget, stellten sich oft als Desaster heraus, weil nämlich danach festgestellt wurde, dass man das eigentliche Ziel weit verfehlt hatte. Da das Projekt selbst so gross und komplex war, konnte man sich unmöglich auf die eigentliche Vision besinnen. Zudem hätte dies auch gegen einen erfolgreichen Projektabschluss gesprochen.
Obwohl wir eigentlich erkannten, dass klein und simpel Sinn macht, sträubte sich unser Ego dagegen. Wir hatten das Bedürfnis Dinge aufzublasen und künstlich komplizierter zu machen. Schon interessant, dass in unserer Marktwirtschaft so viel Platz für so gefährliche Egospiele war.
Heute wissen wir, dass es bei weitem effizienter ist, den Fortschritt an einem fertigen Inkrement zu definieren, anstatt anhand semi-sinnvoller, abstrakter Kennzahlen.
Wir wissen aber auch wie viel Verwaltungsaufwand und Overhead wir sparen können, wenn wir kleinere Projekte angehen. Wir verstehen den enormen Vorteil den es uns verschafft, wenn alle Beteiligten den Überblick behalten und wissen auf welches Ziel wir hinarbeiten. Kleine Projekte werden ohne Minderwertigkeitsgefühle umgesetzt und schnell eingeführt. Wir schätzen das schnelle Feedback, das wir nun einholen können. Allfällige Erweiterungen gehen wir später an, dann nämlich, wenn wir schon wieder viel mehr über unser Produkt, das Umfeld und den Markt wissen.
Ein guter Projekt- oder Produktmanager definiert sich heute dadurch, wie gut er ein riesiges Vorhaben in kleine Teilprodukte und Teilprojekte aufteilen kann. Er versteht genau, wie viel effizienter ein kleines Team auf ein klar definiertes Ziel hinarbeiten kann, als ein grosses Team auf ein Ziel, das nur die wenigsten überblicken. Er hat genug technisches Verständnis, um zu erkennen, wie viel komplizierter und Fehleranfälliger die Umsetzung eines grossen Projektes ist. Er versteht, dass es in der Softwareentwicklung nicht so läuft, wir auf dem Warenmarkt, wo der Preis pro Einheit sinkt je grösser die Gesamtmenge. Sondern, dass es in der Softwareentwicklung eben genau umgekehrt ist.
Ein guter Produktmanager zeichnet sich genau dadurch aus, dass er auch scheinbar riesige komplexe Vorhaben aufteilen und in sinnvolle Teilvorhaben unterteilen kann. Dies bedingt ein gutes Verständnis des ganzen Vorhabens und eine genaue analytische Herangehensweise. Es wäre viel einfacher, den ganzen Brocken auf einmal anzugehen und danach die Verantwortung auf andere abzuschieben. Ein guter Produktmanager erspart dem Unternehmen dieses Risiko.
Auch in der Finanzabteilung erkennen wir den enormen Vorteil von kleineren Projekten. Erstens können wir unsere Investitionen viel gezielter tätigen. Zweitens wissen wir aber auch, dass wir nicht immer von einem Erfolg ausgehen können, dass unsere Analysen und Hypothesen eben auch mal danebenliegen können. Wir wissen selbstverständlich, dass das Wissen hierum Gold wert sein kann. Jedes Kind aber versteht, dass es günstiger ist, hierfür 50’000.- auszugeben als 20’000’000.-